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Welche Hunde!

Hundefotografien von Renée Chappaz-Peiry

Die Mediathek Wallis - Martinach freut sich, diese bisher nie gezeigte Ausstellung zu präsentieren, die den sensiblen Blick der Fotografin Renée Chappaz-Peiry offenbart. Die Schau zeigt Aufnahmen aus Paris und dem Wallis und stellt eine Künstlerin ins Licht, die lange im Schatten stand und deren Werk nun verdientermaßen gewürdigt wird.

Eröffnet anlässlich der Nuit valaisanne des images am 8. November 2025, bietet „Welche Hunde!“ dem Publikum die Gelegenheit, die Tierfotografie durch das Objektiv einer Pionierin neu zu entdecken, deren Nachlass kürzlich in die audiovisuellen Kultursammlungen des Kantons aufgenommen wurde.

Blicke und Verbundenheit

Renée Peiry wird 1932 in Pringy, einem kleinen Dorf in der Region Greyerz, geboren. Sie wächst bei ihrer Grossmutter auf, während ihre Mutter Léonie arbeitet, um die Familie zu ernähren. Mit zehn Jahren erlebt Renée, wie ihr Onkel Alexis Peiry, Kanonikus und Lehrer am Kollegium von Saint-Maurice, den Orden verlässt und die Fotografin Suzi Pillet kennenlernt. Diese bildet zusammen mit S. Corinna Bille, Maurice Chappaz und dem Tierfilmer René-Pierre Bille einen engen und inspirierenden Künstlerkreis.

In diesem von Poesie, Literatur und Fotografie geprägten Umfeld wächst Renée auf. Sie entscheidet sich, Fotografin zu werden, und beginnt ihre Ausbildung bei Émile Gos, dann bei Suzi Pillet.

Ausbildung

Die Fotografie der 1950er-Jahre steht im Zeichen des gesellschaftlichen Wandels. Nach dem Krieg entsteht ein kulturelles Phänomen: der „Familienhund“. Während des Konflikts hatte das Tier oft den abwesenden Vater oder Sohn ersetzt; danach wird es dauerhaft zum häuslichen Gefährten und Symbol familiärer Werte. Es teilt die Bühne mit Filmstars, wird Fernsehheld – wie Lassie – und erscheint in Werbung und Medien als Idealbild des Familienlebens.

Gleichzeitig wird die Fotografie populär. Kameras werden erschwinglich, das Fotografieren alltäglich. Man fotografiert seine Lieben, Kinder, Erinnerungen – und nun auch seine Haustiere.

In diesem Umfeld entwickelt Renée Peiry ihren eigenen, originellen Blick und wendet sich früh der Tierwelt zu. Schon bei der Abschlussausstellung ihrer Ausbildung in Lausanne 1955 wird ihr Talent von der Presse hervorgehoben. Jean-Louis Rebetez schreibt in La Liberté vom 26. Februar 1955:

„Eine besondere Erwähnung für Fräulein Renée Peiry und Myriam Binz, die mir – zusammen mit den Herren André Suter und Michel Darbellay – bemerkenswertes Talent gezeigt haben.“

Die Feuille d’avis de Lausanne berichtet am 11. August 1955, dass sie ihre Ausbildung als Jahrgangsbeste abschließt. Zudem wird ihre fotografische Arbeit über den Beruf des Druckers in der Nouvelle revue de Lausanne vom 23. Februar 1955 gewürdigt.

Frankreich

Renée richtet ihren Blick früh auf die Tierwelt. Sie zieht nach Paris, um bei Henri Dimont, genannt DIM, einem der führenden Tierfotografen der 1950er-Jahre, ein Praktikum zu absolvieren. Gemeinsam reisen sie durch Frankreich – zu Messen, Landwirtschaftsausstellungen und Hundeschauen. Ihre Fotos erscheinen in Zeitschriften wie Nos chiens, La Vie Canine oder La France Canine.

Sie zeigen Schönheitschampions, Zuchthunde, Würfe – und dienen der Werbung für Zuchtbetriebe im ganzen Land.

Poesie des Realen

Renées andere Bilder erzählen von ihrer Liebe zur Natur, zum Wald, zu den Tieren. Zurück in der Schweiz, fotografiert sie Berge, Hänge, Lichtstimmungen.

Die Rassehunde – Collie, Retriever, Beagle, Deutscher Schäferhund, Pudel und Chow-Chow – weichen nun den Familienhunden: einem Englischen Setter und einem Griffon d’arrêt à poil dur Korthals.

Ihre Fotografie wird weicher, persönlicher. Sie arbeitet mit offener Blende, isoliert ihre Motive, ihr Blick wird freier, ausdrucksstärker. Sie begleitet ihren Mann auf die Jagd, fängt das goldene Licht des Walliser Herbstes ein – eine Poesie des Realen entsteht.

Ausserhalb des Rahmens

Viele der in dieser Zeit unter dem Namen DIM veröffentlichten Bilder stammen in Wahrheit von Renée. Wie oft damals trugen Fotos den Namen des „Meisters“, obwohl die Kamera von einer anderen Person geführt wurde.

Frauen blieben in den Ateliers unsichtbar; ihre Arbeiten wurden nicht namentlich anerkannt. Ihre Praxis, oft mit der privaten oder familiären Sphäre verbunden, galt nicht als eigenständiges künstlerisches Werk.

Mit Finger und Auge

Die für kynologische Zeitschriften bestimmten Fotografien folgen strengen Regeln: Der Hund muss sein bestes Profil zeigen – Schwanz erhoben, Kinn angehoben.

Assistenten helfen bei der Haltung, dann, auf ein Zeichen, löst die Fotografin aus. Die Bilder werden beim Entwickeln überarbeitet, oft überbelichtet, stets mit großer Blende, um das Tier zu isolieren – das Ziel: die morphologischen Qualitäten, das Fell und die Haltung zu zeigen.

Rückkehr ins Wallis

Im Oktober 1956 heiratet Renée nach ihrer Rückkehr aus Paris Claude Chappaz, den jüngeren Bruder von Maurice Chappaz. Sie wird Mutter von sechs Kindern. Sie verlässt das Berufsleben – wie es die gesellschaftlichen Normen ihrer Zeit vorsahen –, aber nicht die Fotografie. Sie richtet in ihrem Haus ein Labor ein, entwickelt Filme, fotografiert Familie, Hunde und Natur.

2025 übergibt Renée Chappaz-Peiry ihr Archiv der Mediathek Wallis - Martinach. Der Bestand wird derzeit erschlossen. Die Ausstellung zeigt einen ersten Einblick in dieses bedeutende Werk.

Impressum

  • Kuratorin, Text und Grafik: Sylvie Fournier, Médiathèque Valais – Martigny
  • Bildbearbeitung: Raphaël Fiorina
  • Lektorat: Sylvie Délèze
  • Druck: Lucas Maret, CRI
  • Produktion 2025, Médiathèque Valais – Martigny

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